Brief an das Nobelpreiskomitee
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An das
Nobelpreiskomitee
Norwegisches Nobel-Institut
Drammensveien 19
N-0255 Oslo
Betr.: Vorschlag zur Vergabe des Friedensnobelpreises 2017 an die
zivilgesellschaftliche Organisation ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear
weapons), die schon seit 2007 für ein Atomwaffenverbot kämpft.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Nobelpreiskomitee leistet schon über 100 Jahre einen wichtigen Beitrag zum Frieden in der Welt. Alle Menschen und Organisationen, die durch ihr Leben und Werk die Menschen- rechte (life, liberty and the pursuit of happyness) verteidigen, sind aktiv im Sinne des Menschenschutzes, ja des Menschheitsschutzes.
Durch die maßgebliche Beteiligung der ICAN (internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen) wurde bei den Vereinten Nationen (UN) eine Entscheidung getroffen, die völlig im Sinne des Menschenschutzes war. Es wurde am 7.Juli 2017 dem Vertrag zur Ächtung und zum völkerrechtlichen Verbot von Atomwaffen mehrheitlich (122 Staaten der UN) zugestimmt. Nach der Unterschrift des Vertrags am 20. September 2017 wird das Verbot von Atomwaffen völkerrechtlich bindend, an das sich die Militärs aller Länder halten müssen.
Die Staaten, die immer noch im Besitz von ca.15.850 Atomwaffen sind (USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea) und auch der Abstimmung bei der UN ferngeblieben sind, werden nun durch den Verbots-Vertrag aufgefordert, ihre Atomwaffen aus der Einsatzbereitschaft zu nehmen und sie zu zerstören. Die Staaten müssen die Entschärfung und Zerlegung ihrer nuklearen Waffen genauso durchführen, wie jene Staaten, die vor dem völkerrechtlichen Verbot von Bio-waffen, chemischen Waffen und Landminen noch entsprechende Vernichtungswaffen besaßen.
Mit Hilfe der ICAN gelang ein riesiger Schritt zum Weltfrieden, zum “atomwaffenfreien Planeten”! Zukünftig werden wir nicht mehr “mit der Bombe leben müssen (d.h. mit dem mehrfachen Overkill)”: “Nie wieder Hiroshima”!
Der deutsche Philosoph Karl Jaspers schreibt in seinem 1958 veröffentlichten Buch:”Die Atombombe und die Zukunft des Menschen”, Piper-Verlag, dass zur Abschaffung der Atombomben es der einfachste Weg ist, ihre Herstellung zu verbieten und die schon hergestellten Atomwaffen zu vernichten. Um dies zu erreichen, muss zuerst ein Vertrag geschlossen werden, der dann auch die gegenseitige Kontrolle bedingt.
Dabei müssen wir, so Jaspers, uns von unserem Verstand lösen und zur anderen Denkweise, der der Vernunft kommen. Dabei ist das enge Ressort-Denken von Fachexperten zu überwinden,
“Das Erkennbare wird in seinen Grenzen zugleich erfahren und überschritten”.
Kein vernünftiger Mensch, kein Volk auf der Erde will und braucht Atombomben. Jeder sehnt sich nach dem Frieden, nach einer wie in Österreich im Grundgesetz verankerten Atomwaffenfreiheit. Nur wenige “im Geiste kranke”, politische Machthaber (wie Hitler, Truman, Kim Jong-un, u.a.) forderten von ihren Wissenschaftlern den Bau dieser teuflischen Tötungsmaschinen.
Mit der Vergabe des Friedensnobelpreises 1991 wurde der Generalsekretär der KPDSU, Michael Gorbatschow für seine Aufkündigung des Rüstungswettlaufs geehrt. Nach dem internationalen Friedenskongress in Moskau (14.2.1987) leitete er die einseitge Abrüstung ein und beendete unter anderem auch den “Kalten Krieg”. Seine Doktrin des “Gleichgewichts des Schreckens” hatte nun keine Gültigkeit mehr.
Trotzdem glauben bis zum heutigen Tage immer noch einige Politiker an die Bedeutung von Atomwaffenarsenalen, wie die “Falken”, die Militärs in allen Ländern der Erde, die als “masters of war” (Song des Literaturnobelpreisträgers 2016, Bob Dylan) agieren und weiter aufrüsten wollen.
Die Voraussetzung für einen Weltfriedenszustandes, nach Karl Jaspers ist der “freie Wille: es soll Recht und Gerechtigkeit statt Gewalt herrschen.”
Nach den Menschenrechten hat jedes Volk das Recht, Regierungen, die “Leben, Freiheit und das Streben nach Glück” mit Atomwaffen bedrohen, abzuwählen und eine neue
Regierung zu wählen.(“that whenever any government becomes destructive to these ends, it is the right of the people to alter or to abolish it, and to institute a new government”).
Wir von der IG Philosophie Nürtingen “Wissenschaft weiter denken” würden uns freuen, wenn Sie unserem Vorschlag, den Friedensnobelpreises 2017 an die ICAN zu vergeben und damit ein wichtiges, internationales Zeichen an alle Menschen der Erde zu senden, Beachtung schenken würden.
Vor einem Jahr hatten wir Sie gebeten, den Physik-Nobelpreis 2016 nicht an die amerikanischen LIGO-Wissenschaftler (Messung von Gravitationswellen) zu vergeben. Nachträglich wollen wir Ihnen für diese wissenschaftstheoretisch, erkenntnistheoretisch und friedenspolitisch richtige Entscheidung danken, die Sie in unserem Sinne trafen..
Mit friedensliebenden Grüßen
I. A. Alfred Helmut Dürr Nürtingen, heute 6. August 2017
(Atombombenabwurf auf Hiroshima vor 72 Jahren)